Aargauer schreibt neue Nationalhymne – und kommt damit in Top Ten

Das Lied des Küttigers Hans Müller wurde von einer Jury besser bewertet als 200 andere Vorschläge für eine neue Nationalhymne. Es ist nicht sein erstes Lied, das er komponiert. Von Manuel Bühlmann

Die aktuelle Nationalhymne gefällt ihm. Trotzdem hat Hans Müller einen neuen Vorschlag eingereicht. Mit Erfolg. Sein «Heimatpsalm» hat es unter die Top 10 geschafft – von über 200 Beiträgen.

Das freue ihn natürlich, sagt der Küttiger. Mehr als 150 Lieder hat der pensionierte Lehrer und ausgebildete Tenor bereits geschrieben. Der Aufwand für seinen Beitrag war trotz Erfahrung gross. «Drei Monate habe ich jeden Tag daran gearbeitet», sagt er. Schnell hingegen war die Aufnahme erledigt: Müller setzte sich im Studio ans Klavier, nach 20 Minuten war das Lied eingespielt.

Volkstümlich und einprägsam

Den Wettbewerb ausgeschrieben hat die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG). Ihr Ziel: eine zeitgemässe Nationalhymne. «Der Text ist schwierig zu merken, sprachlich sperrig und nicht mehr der Realität entsprechend», heisst es in der Ausschreibung.

Auch Hans Müller sagt: «Die aktuelle Hymne ist nicht einfach zu singen, der Text etwas altertümlich.» Obwohl er früher mit seinen Klassen viel gesungen habe, der «Schweizer Psalm» sei selten dabei gewesen. «Der Text war für die Kinder zu kompliziert.» Das wollte er ändern. Sein Ziel: «Eine Hymne, die man in Familien sowie Schulen und nicht nur vor Fussballspielen singen kann.» Volkstümlich, einfach, einprägsam – das sind die Anforderungen, die er selbst an sein Werk gestellt hat. Die Melodie fiel ihm im Schlaf ein: «Wie ein Geschenk», sagt Müller. Kaum erwacht, schrieb er die Töne auf, die an die aktuelle Hymne angelehnt sind. «Das Feierliche wollte ich beibehalten», sagt er und singt den Schlussakkord gleich vor. Die Melodie habe er im Stile eines Wander- und Volkslieds geschrieben.

Ein umstrittener Wettbewerb

«Schau die Berge, schau die Seen – schau das wundervolle Land! All die Täler, all die Hügel – das ist unser Heimatland. Gott, der Höchste, mög uns schützen – er bewahre, segne uns!» So beginnt die erste von zwei Strophen.

Die christliche Grundhaltung sei ihm wichtig, betont er. «Wir sollten mehr zu unseren Werten stehen.» Der Glaube hat ihm über schwierige Phasen hinweggeholfen, drei schwere Krankheiten hat der 68-Jährige hinter sich. Ihm sei bewusst, dass einige Leute seinen Text für zu fromm hielten. Umso mehr freute es ihn, dass die Jury seinen Beitrag unter die besten zehn gewählt hat.

Der Wettbewerb ist allerdings nicht unumstritten; insbesondere aus konservativen Kreisen kommt Kritik. Hans Müller hingegen sagt, er finde die Idee eines Wettbewerbs super. Er habe Mühe mit den Äusserungen jener Kritiker, die schon im Voraus jede Diskussion über die Hymne abblockten. «Dabei wäre es wichtig, darüber zu diskutieren, welche Werte wir in der Schweiz hochhalten wollen.» Mut, Freude, Dankbarkeit, Hilfsbereitschaft, zählt er auf. Davon handelt auch Müllers Text. «Anderen helfen, das ist Glück; was wir geben, kehrt zurück», heisst es zum Schluss des Lieds.

Malerei als zweite Leidenschaft

Interessiert hätten ihn die Reaktionen der Leute – auch wenn ihm bewusst ist: «Allen kann man es nie recht machen.» Doch im Onlinevoting wird nur über die besten sechs Vorschläge abgestimmt. Der Gewinner wird in der SRF-Sendung «Potzmusig» gekürt, die während des Eidgenössischen Volksmusikfests live aus Aarau gesendet wird. Zwar nicht im Fernsehen, dafür in der Aarauer Markthalle wird dann auch Müller geehrt: Er erhält ein Preisgeld von 1000 Franken. Das Geld will er in seine zweite Leidenschaft neben der Musik investieren: die Malerei.

Im November stellt er in Gränichen seine Bilder aus. Die Auswahl an Werken ist gross genug, doch sie rahmen zu lassen, ist teuer. Hans Müller malt seit dem zwölften Lebensjahr. Auch zu seinem «Heimatpsalm» hat er ein Bild gemalt. «Schweiz wohin?», lautet der Titel. «Abstrakt und wild», umschreibt es der Künstler. Es zeigt das Schweizer Kreuz und die Umrisse des Landes. Die Botschaft: «Wir müssen dem Zusammenhalt in unserem Land Sorge tragen.»

Aus der AZ Aargauer Zeitung vom 10. August 2015

 

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Am CHymne-Wettbewerb einer der 10 besten Beiträge: Von Hans Müller, Küttigen (AG).
Acrylbild von Hans Müller: "Schweiz wohin?"

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